#1

Fragen Sie: Nichts.

in Bloghütte 04.02.2017 21:48
von Wassermann • 150 Beiträge

Normalerweise fällt mir zu Politikern nicht viel ein.
Gestern bekam ich Post von Campact!

Zuerst war ich sprachlos, ja, das war ich.
Dann ist mir doch was eingefallen:

Liebe Frau Beushausen,
lieber Herr Methmann,

die mail zu Herrn Schulz verfestigt bei mir den in den letzten Monaten entstandenen Eindruck, dass die gute Energie, die Campact beim Kampf gegen CETA, TTIP und TISA entwickelt hat, und zu der ich gerne mit meinem Engagement und als Spender beigetragen habe, nun mehr und mehr für Ziele und Zwecke instrumentalisiert werden soll, die meinen politischen Vorstellungen und Anliegen nicht entsprechen.

Ich will mich dazu nicht näher äußern, da ich nicht erwarte, dass das irgendeinen Einfluss hätte.

Es befremdet nicht nur mich, das weiß ich aus meinem Bekanntenkreis, von denen viele Leute wie ich bei fast allen Anti-TTIP Demos dabei waren, dass den politisch denkenden Menschen in diesem Land offenbar ein verdammt kurzes Gedächtnis unterstellt wird, wenn ausgerechnet Martin Schulz nun für "das Gute" eintreten sollte.

SPD? Das klingt, Verzeihung, gar nicht.

Nach nichts. Auf jeden Fall nicht nach irgendeiner Verbesserung für Leute wie mich, die "hacht arbeiten" und gerade so noch über die Runden kommen.

Mein Vertrauen in sämtliche "etablierten" Parteien in diesem Land ist bei Null angekommen, genauso wie das in "die Medien".


Meine Meinung zu dieser "Kampagne Schulz":

Nichts. Fragen Sie Herrn Schulz nichts. Gar nichts.

Er hat bereits viel zu viele mediale Gelegenheiten gehabt, seine Sprechblasen und Leersätze abzusondern.

Der Zweck versteckt sich ja nicht einmal dahinter, der blendet regelrecht. Ein Blender und Schwätzer, ein Lobbyist und weit entfernt von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, wenn ich nur an das Verhalten im Zusammenhang mit Herrn Juncker denke.

Herr Schulz ist auch nicht, wie es gerne dargestellt wird, aus dem "Nichts aufgetaucht". Martin Schulz steht maßgeblich für die Zustände in Europa, wie wir sie jetzt haben. Fadenscheinig wird der Begriff "Solidarität" in diesem Zusammenhang ge- nein missbraucht.

Und Herr Schulz würde genauso f ü r TTIP Politik machen, hätte er seinen höchstbezahlten Posten dort behalten können.


Jetzt will Campact also auch noch bei diesem seltsamen hype um Nichts, um Herrn Schulz mitmachen... und den als potentiellen "Hoffnungsträger" verkaufen?

Verkaufen ist anscheinend das Schicksal aller ehemals gutgemeinten Ideale. Und Campact verkauft sich in meinen Augen nun auch.

Eure Formulierungen zu Herrn Schulz & Genossen sind aufschlussreich. Traurig, ja sogar erbärmlich, wie Ihr offensichtlich Wahlkampf für eine Partei machen wollt, die Ihre Wähler längst verraten hat.

Sagt ein ehemaliger Wähler von SPD und Grünen.

Für mich war es gut und richtig, Euch beim gemeinsamen Kampf gegen TTIP unterstützt zu haben. Die Positionen, die Ihr jetzt vertretet, sind nicht mehr meine.

Übrigens konnten wir nicht mal CETA verhindern, von den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes, die für eine Zusage Deutschlands angeblich zwingende Voraussetzung sein sollten, hat man nie wieder was gehört.

Schade.

Fühlt Euch trotzdem freundlich, aber enttäuscht gegrüßt
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zuletzt bearbeitet 04.02.2017 21:49 | nach oben springen

#2

RE: Fragen Sie: Nichts.

in Bloghütte 04.02.2017 23:02
von KleinerBaer • 77 Beiträge

Diese Post hatte ich auch.
Und auch über diesen Mann denke ich schon länger nach.
Zunächst: Vor einem Jahr ungefähr interviewte Richard David Precht den Kandidaten. Ich muss hierbei bemerken, dass mir trotz der Kopfhörer ab und zu ein Wort entgeht, und das ist natürlich gerade bei einer solchen Gelegenheit schlichtweg schiete. So kann ich nur meinen Eindruck von damals beschreiben: Der Mann (Schulz) ist souverän.
Der erste Eindruck ist nicht immer der beste.

Wir bekamen in letzter Zeit ja vielfach Gelegenheit, den Mann zu hören und in seinem Habitus zu beobachten.
Mir wird mittlerweile übel, wenn er die Worte "Gerechtigkeit" und gar "Empathie" in den Wort nimmt und mit großem Pathos ausspuckt!
Von Gabriel mal ganz zu schweigen....

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#3

RE: Fragen Sie: Nichts.

in Bloghütte 10.02.2017 12:29
von ernst • 72 Beiträge

Die Post bekam ich auch. Ich frage mich, warum wird die causa Schulz so hoch gespielt?
Mir persönlich hilft, auch hier die Grundfragen zu stellen. Wem gehören die Medien? Wem dienen sie, auch die öffentlich rechtlichen, auch dann, wenn wir sie bezahlen? Welche Aufgaben sind der SPD in diesem Spiel zugedacht?
Schröter wurde so an die Macht jongliert, weil CDU und FDP unter Kohl erstarrt waren und das inzwischen neoliberale Großbürgertum Lösungen in seinem Sinne erwartete. Wer hätte das besser bringen können als die SPD? Das brauchte etwas Zeit und auch einen (für die SPD selbstzerstörerischen) Klärungsprozess. Nachdem das alles gelaufen war und sich die CDU neu zusammengefunden hat, wurde sie nicht mehr gebraucht. Man hatte aber nicht erwartet, dass sie so abschmiert. Es könnte ja sein, dass man sie noch einmal braucht. Jetzt z.B. damit sich Merkel und Seehofer wieder zusammenfinden. Mit Hilfe von Schulz hat das geklappt.
Franz Joseph Strauß, ich erinnere mich an einen Redeausschnitt, nach der gelungenen Ablösung der Schmidt-Regierung, sagte sinngemäß, dass nun die SPD so weit geschwächt werden müsste, dass sie zwar als deutliche Kraft nicht verschwindet aber an der Regierung nichts mehr zu suchen hat. Ich denke, dass ist auch die Meinung des Groß- und Finanzkapitals. Deshalb muss man etwas tun, damit die SPD bei den 20% bleibt. Dort wird der Sinkflug vielleicht auch eine Weile innehalten, wenn sich die mediale Wolke verzogen hat.


zuletzt bearbeitet 10.02.2017 12:31 | nach oben springen

#4

RE: Fragen Sie: Nichts.

in Bloghütte 10.02.2017 17:51
von Mete • 228 Beiträge

Danke, lieber Herr Wassermann! Sie haben auch in meinem Sinne geschrieben.

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#5

RE: Fragen Sie: Nichts.

in Bloghütte 14.02.2017 22:16
von Wassermann • 150 Beiträge

Campact hat geantwort.
Das Anfragenmanagement hat sicher viel zu tun.
Sie haben sogar aus meiner mail gelernt.
Fragen Sie nichts, hatte ich geschrieben.
Und tatsächlich: Sie haben nichts geschrieben.
Aber lest selbst:

Hallo Herr Mustermann,

Natürlich hat Martin Schulz in der Vergangenheit problematische Entscheidungen mitgetragen oder Positionen vertreten, mit denen wir nicht einverstanden sind. Wir haben aber auch die Erfahrung gemacht, dass er sich zumindest der Diskussion stellt und dabei ein fairer Gesprächspartner ist. Deshalb sehen wir es als Chance, dass er zu vielen politischen Fragen erst noch eine Position finden muss und sich in einigen Bereichen vielleicht neu aufstellen wird. In dieser Phase wollen ihm klar progressive Perspektiven aufzeigen. Wie offen er dafür ist, können wir erst nach dem Gespräch beurteilen. Wir wollen es aber versuchen - auch weil wir glauben, dass es sich immer lohnt, sachlich über Inhalte, Projekte und Argumente zu streiten (und dabei auch Kritik offen auszusprechen).


Herzliche Grüße
Das Campact-Team

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